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DAS
BILD ALS RELIGIÖSE PRAXIS
Die Tradierung des Buddhismus anhand tibetischer Wandmalerei verstehen
Dolores
Zoé Bertschinger
Das Dissertationsprojekt widmet sich der tibetischen Wandmalerei,
die in einer kulturwissenschaftlichen Perspektive als Ort der
Aushandlung von kultureller und spezifisch religiöser Bedeutung
verstanden wird. Untersucht wird, inwiefern Bilder zugleich Resultat
und Träger religiöser und sozialer Tradierungsprozesse
des tibetischen Buddhismus sind. Die These des Dissertationsprojektes
lautet, dass die Veränderung und Modernisierung des tibetischen
Buddhismus sich nicht nur in tibetisch-buddhistischen Klöstern
Westeuropas oder Nordamerikas vollzieht, sondern genauso in Klosteranlagen
in Nepal und Indien zu finden ist. Der Fokus des Projektes zur
Bearbeitung diese These liegt auf fünf Fallstudien der zeitgenössischen
tibetischen Wandmalerei in der Himalaya-Region und in Zentraleuropa.
Mit einem bildwissenschaftlichen Zugang soll einerseits untersucht
werden, wie die Wandmalerei durch die komplexen transkulturellen
Wechselwirkungen von Tradierungs- und Innovationsprozessen im
tibetischen Buddhismus verändert wird. Und andererseits soll
gezeigt werden, wie die Wandmalerei diese Prozesse sichtbar macht,
repräsentiert und mitträgt. In Anlehnung an Aby Warburgs
Idee der Bilderfahrzeuge wird Wandmalerei als kulturelle Praxis
verstanden, die Prozesse der Überlieferung, der Homogenisierung
und Ausdifferenzierung des tibetischen Buddhismus ermöglicht.
Somit verbindet das Dissertationsprojekt die Bild- und die Ideengeschichte
des tibetischen Buddhismus in einer kulturwissenschaftlichen Perspektive.
Es ist interdisziplinär und international ausgerichtet und
basiert fachlich auf einer engen Kooperation der Religionswissenschaft
mit der Tibetologie.
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